JAGDBIBLIOTHEK

Prof. Dr. hc. Dr. Kurt Lindner

BIBLIOTHECA TILIANA

 

Auktionskatalog des Buch- und Kunstauktionshauses

F. Zisska und R. Kistner

München

6. und 7. Mai 2003

 

 

 

KURT LINDNER

 

von Dr. Markus Brandis

 

Ein aufragendes Astkreuz mit drei stilisierten Lindenblättern, auf braunem Grund und in glänzendem Gold gedruckt, – eine „tilia aurea“ ist zum Zeichen der weltweit größten Jagdbibliothek geworden, die nicht nur durch ihren Namen, sondern durch die Gesamtheit aller wie auch jedes einzelnen Titels eine der faszinierendsten Sammlerpersönlichkeiten in Erinnerung ruft: Kurt Lindner.

Als Sohn eines Reichstagsabgeordneten und Leiters einer erfolgreichen Exportfirma für Elektroindustrie war Kurt Lindner 1906 im thüringischen Sondershausen zur Welt gekommen.[1] Schon seit seiner Gymnasialzeit war er als der Älteste seiner Geschwister für die Firmennachfolge designiert, die er später auch gewissenhaft antreten sollte. Allerdings war es nicht der Beruf, sondern das ‚Hobby’ des Vaters, das zur wahren „Geliebten“ des Sohnes werden sollte. Denn so nennt er selbst seine größte Leidenschaft: Die Jagd. Schon als kleines Kind durfte Kurt seinen Vater durch Wald und Wiesen begleiten und ihm helfen, das scheue Wild aufzuspüren. Der Anfang der wissenschaftlichen, aber um nichts weniger emotionalen Beschäftigung mit der Jägerei ist ebenfalls mit einem Jugenderlebnis verknüpft. In dem Archiv von Schwarzburg-Sondershausen durfte der Siebzehnjährige die Jagdakten des kleinen – und im Vergleich zu der Lindner-Familie auch weniger wohlhabenden[2] – Duodezfürstentums bearbeiten. In einer hübschen Anekdote erzählt der Autor von der Entstehung seiner ersten jagdhistorischen Arbeit, die 1924 unter dem Titel „Beiträge zur Jagdgeschichte Schwarzburg-Sondershausens“ erschien.[3]

Die Synthese aus einem Unternehmer und einem Wissenschaftler, die Kurt Lindner lebte, pflegte, genoß, für seine Identität essentiell betrachtete und bis zu seinem Tod 1987 aufrecht erhalten konnte, sollte sich als ein extrem fruchtbares Konzept erweisen, wobei wechselseitig das Hobby zum Beruf und der Beruf zum Ausgleich der aufwendigen Freizeittätigkeit wurde. Dabei war sein ureigenstes Anliegen, den ihn interessierenden Themen so weit wie irgend möglich auf den Grund zu gehen. Dieser starke Drang, der schon den Knaben unaufhaltsam ad fontes allen Wissens trieb, machte den Erwachsenen zu einem Historiker par excellence. Das wichtigste Arbeitsmittel dafür, nämlich die Quellen und die Sekundärliteratur, wurden für Kurt Lindner zu den höchsten Desideraten und größten Kostbarkeiten seiner Tätigkeit. So waren schon während seiner Studienzeit einige Tausend Bände zusammengekommen.

An den Universitäten zu München, Frankfurt, London und Berlin studierte Lindner zunächst sein „väterliches Pflichtfach“ Nationalökonomie, war aber gleichzeitig auch für Philosophie und Geschichte eingeschrieben. Darüber hinaus bildete er sich in den Vorlesungen der Forst- und Jagdwissenschaften, etwa bei dem berühmten Professor Endres in München, weiter. Seine erste Bibliothek krönte der Sammler als Autor mit zwei umfangreichen Publikationen einer auf sechs Bände angelegten „Geschichte des Weidwerks“: Bd. I „Die Jagd in der Vorzeit“ (1937) und Band II „Die Jagd im frühen Mittelalter“ (1940). Das für die Veröffentlichung als dritter Band vorgesehene Manuskript, „Die Geschichte der Falknerei“, konnte 1943 aus Papierknappheit nicht mehr in den Druck gelangen und erlitt – ebenso wie die schon in weiten Teilen vorhandenen Manuskripte der Bände IV bis VI – in den Wirren der Nachkriegszeit ein tragisches Schicksal. Zusammen mit dem Großteil der Bücher wurde es nach Rußland verschleppt, wo es noch heute als verschollen gilt.

Kurt Lindner begann von Neuem. Nach der Enteignung des väterlichen Unternehmens in Thüringen baute er zusammen mit seinem Bruder eine elektrotechnische Fabrik in Bamberg auf, die bald zu großer Blüte gelangte. Schon frühzeitig wurde ein Zweigwerk in Griechenland errichtet. Als erfolgreicher Unternehmer wurde Lindner in zahlreiche Wirtschaftsgremien berufen. So leitete er etwa den Verband der deutschen Elektroindustrie oder hatte jahrelang einen Sitz im Aufsichtsrat der Hannovermesse. Er sammelte nun mit der Rechtfertigung, für Bibliotheksbesuche keine Zeit mehr zu finden, da er nur abends und an Wochenenden seiner Leidenschaft nachgehen könne. Themenschwerpunkt war jetzt ausschließlich die Jagd. War die Möglichkeit der Erwerbung von seltenen Werken in den fünfziger Jahren bei weitem nicht mehr dieselbe günstige wie in den Zwanzigern und Dreißigern gewesen, so standen dafür weitaus größere finanzielle Mittel und – eine profunde wissenschaftliche Kenntnis zur Verfügung, die es erlaubten, von Anfang an eine systematisch geplante und auf lückenlose Dokumentation hin angelegte Bibliothek aufzubauen.

Angefangen von den frühesten gedruckten Jagdtraktaten in allen europäischen Kultursprachen, in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, dann aber auch in Russisch, Schwedisch, Dänisch und Portugiesisch, durchforstete Lindner die Antiquariats- und Auktionskataloge der größten und bedeutendsten wie der kleinsten Häuser auf der Suche nach den seltenen Quellen, von denen er immerhin einen Großteil in Originalausgaben zusammentragen konnte. Die Sammlertätigkeit weitete sich schnell auch auf die außereuropäischen Länder aus, die Lindner anläßlich seiner beruflichen Tätigkeit vielfach bereiste und von denen er arabische Falknereitraktate, persische Jagdbücher oder japanische Holzschnitte mit herrlichen Jagdillustrationen mitbrachte.

Die Umgrenzung seines Themas erwies sich als nicht sehr einfach, führt die Beschäftigung mit der Jagd doch bald zu zahlreichen Nachbardisziplinen, die in einer umfassenden Darstellung nicht ausgeklammert werden konnten und die auch als wichtige Referenzquellen für eine ernste Forschung unerläßlich sind. So wird den Abhandlungen über die Hohe und Niedere Jagd auch der Vogelfang beigesellt und ebenso die Fischerei. Zeitweise waren überhaupt alle Tiere, auf die der Mensch in der Natur treffen konnte, potentielles Jagdwild, so daß wir nicht nur Traktate über die Hirsch-, Wildschwein-, Bären- und Wolfsjagd finden, sondern auch über die Jagd auf Biber, Otter, Wisent, Rentier, Elch, Wildkatze, Eule und die verschiedensten Singvögel. Eine große und wertvolle, da meist reich illustrierte Abteilung ist der Jagd auf die Steppen-, Wüsten- und Urwaldtiere Afrikas und Indiens gewidmet, auf Elefanten, Gazellen, Hyänen, Jaguar, Löwen, Mungos, Schlangen, Tiger, Zebras. In Amerika wurden Wildpferde gefangen und in Arabien mit Falken gejagt, wie es schon einst Friedrich II. von Hohenstaufen in Apulien tat, dessen erste Druckausgabe, „De arte venandi cum avibus“, in der Bibliothek enthalten ist. Parallel zu den einzelnen Jagdlehrbüchern sammelte Lindner auch die gesetzlichen Bestimmungen als rechtliche Voraussetzungen der Jägerei. Gesetzestexte und -erlasse, Strafandrohungen bei Übertretungen und Wilderei, Recht der Selbstjustiz bei gefaßten Wilddieben bilden eine unabdingbare Grundlage aller Forschung in Form von Hunderten gedruckter Schriften und einigen handschriftlichen Urkunden. Die zum Teil wirklich begründete wie vom Aberglauben der Menschen bis zur Panik geschürte Wolfsplage im absolutistischen Frankreich wird in nahezu allen einzelnen Drucken dokumentiert.

Natürlich erforderte das artgerechte Jagen die genaue Kenntnis des Wildes in seiner Anatomie, Biologie, seinen Krankheiten bis hin zu seiner Präparation für die Veterinärmedizin wie auch als ausgestopfte Trophäe. Eine ausführliche Waffenkunde und Abhandlungen über die adäquate Anwendung des richtigen Jagdgewehrs führten den Sammler zu Fechtkunstbüchern, von denen er großartige Handschriften erwarb. Die zur Parforcejagd benötigten Pferde und Hunde bilden eine wichtige Facette der Bibliotheca Tiliana. Lindners Interesse an der Hippologie wie der Kynologie manifestiert sich neben etlichen Drucken auch in einigen wertvollen, teilweise hübsch illustrierten Handschriften wie etwa den Roßarzneien vom 17.-19. Jahrhundert. Ein weiterer großer Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Hausväterliteratur. Dabei war auch hier stets die Entscheidung zur Anschaffung auf den jagdinteressierten Rezipienten ausgerichtet. So enthalten alle die Agrikultur betreffenden Werke mindestens eine Seite, auf der die Jagd behandelt wird. In dieses Gebiet ließ sich auch die große Bienenliteratur eingliedern, die wiederum einen Höhepunkt der Lindnerschen Bibliothek bildet.

Daß die Jagdgeschichte weitaus mehr Kultur- als Naturgeschichte ist, zeigt uns der seit 1964 als Professor Dr. forest. h. c. an der Forstlichen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen lehrende Kurt Lindner, indem er auch alle auffindbaren literarischen und musikalischen Werke sammelte, die das Jagdthema behandeln – oder auch nur streifen. So schildern die oftmals hübsch gebundenen Erst- und Folgeausgaben der überaus seltenen italienischen und französischen Rokoko-Literatur, in Anknüpfung an Anakreon und Salomon Gessner freilich eher die Schürzenjagd, wo die Titel lediglich “La Chasse au loup de Monsieur le Dauphin“, „La caccia de’ grilli“, „Favola pescatoria“ etc. versprechen. Höhepunkt hierbei ist die wohl größte jemals zusammengetragene Sammlung über die Romanfigur Reineke Fuchs – den Jäger und Gejagten, der die Fantasie der Schriftsteller und Illustratoren zu immer neuen Schöpfungen inspirierte. Von den frühesten Ausgaben aus dem 16. Jahrhundert in Niederdeutsch und in allen europäischen Hochsprachen über eine ganze Goethe-Spezialbibliothek bis hin zu politisch-satirischen Versionen im 20. Jahrhundert finden sich über fünfzig einzelne Titel in der Bibliotheca Tiliana.

All diese Werke ergeben in ihrer immensen Vielschichtigkeit – mit den sachlichen, statistischen, empirischen und wissenschaftlich fundierten Darstellungen, den Abenteuer- und Erlebnisberichten, den bildkünstlerischen, literarischen wie musikalischen Interpretationen – die größte und vollständigste Jagdgeschichte überhaupt, die Kurt Lindner in seiner „Geschichte des deutschen Weidwerks“ zusammenfassen wollte. Der Verlust des Manuskripts, nach dem er immer wieder suchen ließ, aber auch seine zahlreichen beruflichen Verpflichtungen und schließlich sein großes Engagement für die universitäre Lehre der Jagd- und Forstwissenschaft, die in den Nachkriegsjahren zu einer reinen Wildbiologie zu verkommen drohte, ließen das Projekt unvollendet bleiben. Neben seinen wissenschaftlichen Publikationen[4], der Reihe von Faksimiles der wichtigsten frühen Jagdtraktate, die Lindner als Herausgeber betreute, der Gründung der „Arbeitsstelle Deutsche Jägersprache“ in Erlangen, die zu der heutigen „Forschungsstelle für Jagdkultur“ an der Universität Bamberg umgewandelt wurde, ist Kurt Lindner vor allem durch seine „Bibliographie der deutschen und der niederländischen Jagdliteratur von 1480 bis 1850“ (1976) bekannt, die zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel der Forschung geworden ist. Der vorliegende Katalog versammelt mehr als drei Viertel der in Lindners Bibliographie aufgeführten Titel – nahezu jeder Autor wird von der „Tiliana“ repräsentiert. Die systematischen Titelnummern der Bibliographie sind stets als Referenzquellen angegeben, wobei auf die ersten beiden Ziffern und die darauffolgenden Nullen der Einfachheit halber verzichtet wurde. Kurt Lindner wollte damit auf das erste Werk (die Jagdliteratur bis 1850) und das nicht mehr erschienene zweite Werk (die Jagdliteratur ab 1851) sowie die jeweilige Auflage verweisen (aus 11.0001.01 der Bibliographie wird die Referenzquelle 1.01 in der „Tiliana“). Kurt Lindners langjährige Schülerin Dr. habil. Sigrid Schwenk, die die Bamberger „Forschungsstelle für Jagdkultur“ leitet, hat die Jagdbibliographie für den Zeitraum 1851-1945 weitergeführt.[5]

Kurt Lindner sah sich neben seinem Unternehmertum selbst in erster Linie als Forscher, als Jagdwissenschaftler und weniger als bibliophiler Sammler. Seine „Geliebte“, seine Bibliotheca Tiliana, gibt davon ein eindrucksvolles Bild. Nichtsdestotrotz wurde Kurt Lindner im Laufe der Jahre auch ein großer Kenner von Einbänden, Vorsatzpapieren, Exlibris, lernte Provenienzen schätzen wie die der großen Jagdbibliotheken von Richard Schwerdt oder Marcel Jeanson, aus denen er einzelne Exemplare erwerben konnte, und entwickelte ein untrügliches Gespür für die ästhetische Harmonie von Einband, Inhalt und Gehalt der Bücher. In seiner Bibliothek sollten keine ungebundenen und lädierten Bände zu finden sein, so daß zeitweilig ein ganzer Stab von Buchbindern beschäftigt wurde, die mehr oder weniger geschmackvolle Einbände entwarfen.

In alle zeitgenössischen oder neuen Bände ließ Lindner sein Exlibris mit dem goldenen Lindenblatt einkleben und jeweils die Titelrückseite und das letzte Blatt mit einem kleinen bescheidenen Sammlerstempel versehen. Exlibris und Stempel werden daher in dem vorliegenden Katalog nur dann erwähnt, wenn sie von anderen Sammlern stammen. Im Anhang ist ein Literaturverzeichnis mit den ausschließlich auf die Jagd und ihre angrenzenden Gebiete bezogenen Referenzquellen beigegeben, das die angegebenen Kürzel aufschlüsselt.

Der Katalog führt im Hauptteil alle Titel nach der alphabetischen Reihenfolge der Autoren auf – und zwar wegen der weitaus leichteren Handhabung nicht einzeln nach Gebieten unterteilt. Lediglich die Fisch- und Anglerbücher, die Bienenliteratur, die Abteilung Reineke-Fuchs und die sekundären Forschungswerke mit Faksimiles, Reprints und Bibliographien sind am Schluß des Katalogs in eigenen Kapiteln erfaßt. Es folgt ein ausführliches Register, das auch die in den Titelaufnahmen nicht an erster Stelle vorkommenden Namen verzeichnet.

Von den etwa 12.000 Bänden der Bibliotheca Tiliana sind genau 3000 Titel aufgenommen, die die Krone der Sammlung sowohl in wissenschaftlicher und bibliophiler Hinsicht als auch unter den Gesichtspunkten des Alters, der Seltenheit und des Marktwerts bilden. Der zweite Teil der Sammlung, der vorwiegend die Bücher ab 1851 enthält – gemäß der von Lindner in seiner eigenen Bibliographie eingeführten Grenze – erscheint als Verkaufskatalog und wird gemeinsam mit dem Katalog unserer nächsten Auktion versandt.

Die schönste Charakterisierung seiner Bibliothek gab Kurt Lindner selbst in einem Vortrag, in dem er die Tiliana zu seiner „Geliebten“ personifiziert: „Meine Geliebte war eher füllig als schlank, was nicht eben meinem Geschmack, aber wohl der Vielzahl derer, die sich um mich versammelt hatten und in ihre Gestalt geschlüpft waren, entsprach. Sie zu beschreiben fällt nicht schwer, aber ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll. Zunächst sei gesagt, sie war, wie jede Geliebte von Dauer, teuer und anspruchsvoll. Ich gab viel Geld für sie aus und freute mich gemeinsam mit ihr über jedes Schmuckstück, das ich ihr brachte. Sie stellte sehr frühzeitig hohe Ansprüche bei ihrer Kleidung. Entweder wollte sie angezogen sein, wie es der zeitbedingten Mode entsprach, oder sie wollte in einer burlesken Buntheit auftreten, die der Phantasie keine Grenzen setzte. Ich mochte nicht, daß sie vor anderen nackend erschien. Das kam selten, aber doch gelegentlich vor. Und dann hängte ich ihr stets ein dekoratives Mäntelchen um. Nicht immer war sie wählerisch in ihrer Garderobe. Mitunter ging sie zerrissen und zerschlissen einher und fühlte sich trotzdem wohl, weil man sie beachtete und immer freundlich aufnahm. Ihre Haltung mir gegenüber war launisch. Mitunter versagte sie sich mir, indem sie mich lange suchen ließ, was ich bei ihr finden wollte. Dann überschüttete sie mich wieder mit Erkenntnissen zu Zeitpunkten, zu denen ich solche Gaben nicht erwartete. Sie konnte traurig und mißgestimmt sein, wenn ich ihr ein Schmuckstück, das sie erhofft hatte, nicht bringen konnte. Und sie war freigiebig, wenn ich mich wirklich um sie kümmerte. Sie forderte mich oft, mitunter mehr als mir lieb war. Aber ich konnte mich ihr niemals ernstlich versagen. Natürlich wurde mein Liebesverhältnis im Kreis der Freunde und Bekannten vielfach besprochen und kritisiert. Teils wurde sie beneidet, teils verurteilt, wenngleich jeder wußte, daß man mich aus ihren Fesseln nicht lösen konnte. Wir zeugten gar viele Kinder miteinander. Nicht alle sind ganz nach der Eltern Wunsch geraten. Aber im großen und ganzen hat man ihnen die Anerkennung nicht versagt, auch wenn sie nicht einer professionellen Ehe, sondern einem Liebesverhältnis ihre Herkunft verdanken.“[6]

Kurt Lindners innigster Wunsch, seine Sammlung in einem gedruckten Katalog veröffentlicht zu sehen,[7] kann nun mit dem vorliegenden Buch sechzehn Jahre post mortem auctoris erfüllt werden. Auch wenn sich das daran anknüpfende Anliegen, nämlich die Bücher als geschlossene, womöglich sogar öffentlich zugängliche Jagdbibliothek der Wissenschaft fürderhin zur Verfügung zu stellen, nicht realisieren ließ, so soll immerhin der vorliegende Band dem Anspruch gerecht werden, den die Forschung an ein bibliographisches Grundlagenwerk zu einem der vielfältigsten und interessantesten Spezialgebiete der europäischen Bücherlandschaft stellt – und damit dem Wissenschaftler, dem Sammler und Bibliophilen Kurt Lindner ein würdiges Denkmal setzen.




[1]    Den folgenden Ausführungen liegen vor allem die beiden folgenden Aufsätze zugrunde: von Sigrid Schwenk, Bibliotheca Tiliana. Die Bamberger Jagdbibliothek Kurt Lindners, in: Die Jägerey im 18. Jahrhundert. Heidelberg 1991 (Beiträge zur Geschichte der Literatur und Kunst des 18. Jahrhunderts, Bd. 11) S. 223-231 und von Rolf Rosen, Kurt Lindner und seine Bibliotheca Tiliana, in: Librarium. Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft, Jg. 38 (1995), Heft 1, S. 26-50.

[2]    Schwenk, 1991, S. 225.

[3]    Die von Lindner 1977 erzählte Anekdote ist u. a. wiedergegeben bei Roosen, 1995, S. 27f.

[4]    Eine Liste findet sich bei Roosen, 1995, S. 48ff.

[5]    Sigrid Schwenk, Bibliographie der deutschsprachigen Jagdliteratur von 1851-1945, Bd. I. A-K. Berlin 1997.

[6]    Lindner, Pro captu lectoris. Betrachtungen eines Büchersammlers, Bremen und Wolfenbüttel 1978 (Wolfenbütteler Hefte 5), S. 12.

[7]    Vgl. Roosen 1995, S. 47.